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Classic Spirits #2: Rum – mehr als Piratenromantik

Zwischen Legende und Wirklichkeit

Rum – allein das Wort ruft Bilder von endlosen Stränden, wilder See und verwegenen Piraten hervor. Hollywood hat uns diesen Mythos schmackhaft gemacht. Doch hinter dem Klischee steckt eine Geschichte, die weit mehr mit Zuckerrohr, Kolonialmächten und Seefahrern zu tun hat, als mit Augenklappen und Enterhaken.

Von Zuckerrohrfeldern zu Fasslagern

Im 17. Jahrhundert wurden die Karibikinseln von europäischen Mächten kolonialisiert – und schnell mit Zuckerrohrplantagen überzogen. Was als süße Exportware begann, verwandelte sich bald in eine neue Spirituose: Arbeiter entdeckten, dass sich aus Melasse Alkohol destillieren ließ. Der Export wurde zwar verboten, doch die Fässer stapelten sich – und fanden ihren Weg zu Seeleuten und Abenteurern.

Von Süßspeisen zum Rum

Da in Europa die Nachfrage nach Zucker explodierte, gab es in der gesamten Karibik auf allen Inseln nicht nur Sand wie am Meer, sondern auch noch einige Zuckerrohr-Plantagen. Bis die Arbeiter vor Ort auf die Idee kamen, Alkohol zu destillieren, verging nicht viel Zeit. Aber: Die europäischen Großmächte verboten den Export des Alkohols. Und so häuften sich die Fässer auf den Inseln und zogen die Piraten an (also doch Piraten, wir wussten es doch). Trotzdem mussten die Fässer weg. Also fingen die Arbeiter an, die überschüssige Ware an die englische Marine zu verkaufen. Durch die militärische Präsenz wurde die Piratendichte kleiner und die Soldaten auf den Schiffen hatten endlich ein alkoholisches Getränk, das den Wetterverhältnissen trotzen konnte. Um 1650 rum ging es den Seemännern wirklich gut – ein halber Liter Rum gehörte immerhin zu ihrer Tagesration.

Bildunterschrift | Copyright
Best ideas come while sipping Rum.

- Pavol Kazimir

Der tägliche Schluck auf hoher See

Vor allem die britische Royal Navy machte Rum zu ihrem Markenzeichen. Statt verdorbenem Bier gab es für die Matrosen täglich eine Ration – zeitweise bis zu einem halben Liter. Mit Wasser, Zucker und Zitrone gemischt, wurde daraus der berühmte „Grog“. Eine Tradition, die sich bis ins 20. Jahrhundert hielt und die Barkultur nachhaltig prägte.

Vom Karibik-Klassiker zur weltweiten Leidenschaft

Heute wird Rum nicht mehr nur in der Karibik produziert. Ob Asien, Südamerika oder sogar Europa – überall entstehen eigene Interpretationen. Das Klima, die Reifung im Fass und das handwerkliche Können geben jeder Flasche ihren unverwechselbaren Charakter. Rum ist damit längst mehr als ein Piratengetränk: Er ist ein Stück Kulturgeschichte im Glas – und ein Symbol für Geselligkeit, Abenteuer und Genuss.

Rum: the global spirit with its warm beating heart in the Caribbean.

- an Williams, Autor & Rum-Experte